Historisches

Der Vetschauer Ratskeller ist nicht nur „das schönste Haus am Platze“, er steht heute auch unter Denkmalschutz.

Ein lebendiges Denkmal
Der zweigeschossige Barockbau wurde im Jahre 1890 errichtet. Das Dach des Gebäudes wurde als Mansarddach gebaut. Der Blickfang im Innenhof ist die bis heute erhaltene hölzerne Galerie, die dem Haus eine beinahe mittelalterliche Note verleiht.
Bauherr auf dem Grundstück am Markt war dazumal Ferdinand Griebenow, Sohn eines Rittergutsbe-sitzers aus Berlin, der 1873 die Tochter einer angesehenen Weberfamilie, Fräulein Selma Blütchen, geehelicht hatte und fortan in Vetschau lebte.
Die wohltätig ambitionierten Griebenows wurden zu ihrer Silberhochzeit im Jahr 1898 zu Ehrenbür-gern ernannt. Und wie viele Grundstücke und Bauten zuvor, stiftete die Witwe des 1910 verstorbe-nen Ferdinand Griebenow das Anwesen am Marktplatz, das seit 1892 bereits als Rathaus genutzt wurde, der Stadt Vetschau.
Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts war – wie man auf zeitgenössischen Fotos erkennen kann – das „Restaurant zum Rathskeller“ eine „Station für Radfahrer und Automobile“. Als „erstes Haus am Platze“ verfügte es auch über eine, zu damaliger Zeit neue technische Errungenschaft: Der Fernspre-cher konnte zu einem Preis von 50 Pfennigen von jedermann genutzt werden.

Der Ratskeller – ein echtes Allround-Talent
Auch wenn die Ratsherren im Jahr 1920 aus dem Ratskeller auszogen und das Vetschauer Schloss zu ihrem neuen Domizil machten, wurde die gastronomische Nutzung als „Ratskeller“ durchgängig von verschiedenen Pächtern fortgesetzt. Und diese hatten durchaus viele Ideen, um das Geschäft anzu-kurbeln: Getreu dem Motto, eine Anlaufstation für Automobile zu sein, wurde in den 1930er Jahren eine Zapfsäule an der Ecke zur Kirchstraße installiert, wo man sein Kraftfahrzeug wieder auftanken konnte.
Selbst in den „dürren Jahren“ nach dem Zweiten Weltkrieg war der Ratskeller stets beliebter Treff für Jung und Alt. In den Jahren der DDR wurde auch der Vetschauer Ratskeller zu einer HO-Gaststätte. Der damalige Leitspruch „Not macht erfinderisch“ führte unter anderem dazu, dass die über die Ga-lerie im Innenhof erreichbaren Räumlichkeiten in Mietswohnungen umgewandelt wurden. Doch die Mangelwirtschaft des Sozialismus ging schließlich auch am Ratskeller Vetschau nicht spurlos vorbei.

Gegensätze zieh’n sich an… – Moderne trifft Historie
Der damals 100-jährige Ratskeller befand sich in einem derart maroden und baufälligen Zustand, dass er 1991 geschlossen werden musste. Lange Zeit war unklar, ob und wie das unter Denkmal-schutz stehende Haus wieder nutzbar gemacht werde könnte.
Nach langen Verhandlungen wurde der Ratskeller ab 1994 vom neuen Besitzer schließlich umfang-reich saniert. Unter anderem wurde ein 3-etagiger Anbau mit geräumigen, hellen Zimmern errichtet und so der Hotelbetrieb erweitert. Mit der Neueröffnung im Mai 1995 wurde der Ratskeller Vetschau wieder zu dem, was er einst war: „das schönste Haus am Platze“.
Ende 2011 kam jedoch das Aus. Wieder wurde der Betrieb eingestellt. Wieder blieb offen, welcher Verwendung man das denkmalgeschützte Haus zuführen könnte.

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…“
Diesen Worten von Hermann Hesse folgend erwarb der heutige Betreiber im Jahre 2013 den Ratskel-ler, um ihn wieder seiner ursprünglichen Bestimmung zuzuführen und neues Leben einzuhauchen. Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten, erstrahlen nun sowohl das Restaurant mit seinem Bier-garten als auch das Hotel in neuem Glanz. Der angebaute Hotelneubau wurde dem Ambiente des Altbaus angeglichen, sodass ein harmonisches Ganzes entstand, in dem sich der Gast rundum wohl-fühlt.